Rainer Grießhammer fordert bei Sparkassen-Umweltforum Maßnahmen auf vielen Ebenen
»Jeder Einzelne ist gefordert, damit die ganze Welt überhaupt durchhält.« So das Fazit von Rainer Grießhammer beim neunten Umweltforum der Sparkasse Pforzheim Calw. Er vermittelte den Zuhörern Strategien für einen nachhaltigen Konsum.
»Börsen-Informationen sind für den Durchschnittsbürger irrelevant, stattdessen sollte es einen siebten Sinn fürs Energiesparen geben«, sagte der Referent aus dem Öko-Institut Freiburg und erinnerte an die legendäre Fernsehsendung zur Verkehrserziehung. Im Vorfeld hatte er die unterschiedlichen Lebensbereiche Auto, Wohnen und Heizen sowie Ernährung beleuchtet. »Mir will nicht einleuchten, warum ein Single ein Bibliothekszimmer in seiner Wohnung braucht, wenn er gleichzeitig einen E-bookreader verwendet«, regte Grießhammer zum Nachdenken an. Eine Absage erteilte er so genannten »Förster-Autos« (Designerfahrzeuge) für Jedermann. »Beim Autokauf spielt Geld seltsamerweise eine geringere Rolle als beiden Lebensmitteln«, mahnte er zudem höheres Bewusstsein an. So schlug er vor, den »günstigen« Lebensmitteln die Kosten für Umweltschäden aufzuerlegen. »Dann wären sie teurer als Bioprodukte«, so der Experte.
In diesem Zusammenhang stellte er die eine Milliarde Menschen, die in Schwellenländern Hunger leiden, der gleichen Anzahl von Fettleibigen gegenüber. Mit Blick auf etwa 450 Kilowattstunden Stromverbrauch durch Standby-Funktionen lenkte Grießhammer die Aufmerksamkeit auf 600 Millionen Inder, die gar keinen Strom zur Verfügung haben. Deshalb warb er für eine Umorientierung beim Neukauf von Geräten. Im eigenen Haushalt hätte er seinen Verbrauch so halbieren können.
»Nur knapp zehn Prozent der Deutschen ändern ihr Konsumverhalten nachhaltig«, stellte der Referent fest. Deshalb sei hier die Politik gefordert. »Sie muss mit Interventionen auf die Konsumentwicklung einwirken«, so seine Überzeugung. Mit der Energiewende seien erste Strategien einer weiteren industriellen Reform eingeläutet worden. Aber insgesamt seien es acht Ebenen, auf denen parallel Maßnahmen umgesetzt werden müssten. »Dabei gilt es immer auch, sachgemäß abzuwägen«, stellte Grießhammer im Zusammenhang mit der Quecksilber- und Energiesparlampendiskussion fest. Sie sei absurd, wenn man sich überlege, dass man unter Umständen durch das verwendete Amalgam rund 40 Energiesparlampen im Mund hätte.
Für ein »Leben wie die Könige«, wie der Titel seines Referats hieß, warf er immer wieder auch einen Blick auf das Leben von Königen. Nicht zuletzt die Fortbewegung mit Hilfe eines Pferdes zog er zu Vergleichen heran. »Ein E-Bike hat nur ein Drittel PS«, machte der begeisterte Fahrradfahrer deutlich. Leistungen im Bereich umwelt- und gesundheitsfördernder Forschung, Entwicklung und Innovation zu würdigen, ist das Ziel der Stiftung Umweltpreis der Sparkasse. »Energiegewinnung und -einsparung sind Themen, die ökologisch immer wichtiger werden«, sagte Sparkassendirektor Hans Neuweiler und verwies auf Maßnahmen seines Geldinstituts im eigenen Haus sowie in Kooperationspartnerschaften.
Text und Foto: Steffi Stocker