Die Umweltstiftung der Sparkasse Pforzheim Calw verleiht am 18. Juli in Calw die Umweltpreise 2013. Die mit insgesamt 10000 Euro dotierten Preise belohnen das Engagement von Wissenschaftlern, Bürgerinitiativen und kommunalen Verantwortlichen, die sich für ökologische Produkte einsetzen. Für die Förderung von Naturerlebnissen werden auch Schulen und Kindertageseinrichtungen ausgezeichnet.
- Den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Professor Richard Meier (Karlsruhe) für die Erforschung und Entwicklung des naturreinen Dämmstoffes NeptuTherm, der nicht schimmelt, schwer brennbar ist, sich durch kinderleicht verarbeiten und problemlos entsorgen lässt.
- Der zweite mit 3000 Euro dotierte Umweltpreis geht an den Arbeitskreis „Nahversorgung und Mobilität“ in Oberreichenbach (Kreis Calw) für die Initiative „Elektro-Bürgerauto Oberreichenbach“. Mit der Aktion soll der öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum des Nordschwarzwaldes klimaschonend und finanziell erschwinglich ergänzt werden.
- Einen Anerkennungspreis in Höhe von je 1000 Euro erhalten:
- Die Bio-AG des Christophorus-Gymnasiums Altensteig für die Ausstellung „Naturerlebnis Schulgelände“. Das Gelände wurde von den verschiedenen Arbeitsgemeinschaften in den vergangenen 30 Jahren naturnah gestaltet und bietet überraschende und lehrreiche Einblicke in Pflanzen- und Kleintierwelt.
- sowie die Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Neulingen (Enzkreis) für das Angebot eines „Waldwichtelhauses“, wo Kinder den Wald als schützens- und liebenswerten Teil der Natur erleben können.
1. Preis: Professor Richard Meier (Karlsruhe)

Dem Karlsruher Architekten Richard Meier fielen an Mittelmeerstränden bis zu 10 Zentimeter große Kugeln auf, die wie braune Tennisbälle aussehen: Sie enthalten Blattreste des Seegrases „Posidonia oceanica“, das in Europa nur im Mittelmeer wächst. Die abgestorbenen Pflanzenreste werden von den Wellen zu Kugeln geformt und an den Strand gespült, wo sie üblicherweise als Abfall entsorgt werden. Meier sah darin eher ein großes Reservoir an nachwachsenden Rohstoffen und hatte die Idee, das Naturprodukt zu Dämmstoff aufzuarbeiten. Dazu werden die „Seebälle“ oder „Neptunbälle“ eingesammelt, nach Deutschland transportiert, zerkleinert und gereinigt. So wurde „NeptuTherm“ entwickelt, ein ökologischer Wärmedämmstoff, der ohne chemische Behandlung und spezielle Zusätze auskommt. Das faserige Produkt zeichnet sich durch gute Wärme- und Schalldämmung aus, ist schlecht entflammbar und schimmelt kaum.
Zudem wird für Herstellung und Beschaffung wesentlich weniger Energie benötigt als bei Dämmstoffen etwa aus Glas- und Steinwolle, Polyurethanschaum oder auch aus Holzfasern. Ein weiterer ökologischer Pluspunkt ist, dass „NeptuTherm“ problemlos entsorgt und beispielsweise als Pflanzensubstrat verwendet werden kann.

2. Preis: Arbeitskreis „Nahversorgung und Mobilität“ in Oberreichenbach (Kreis Calw)
Die rund 2800 Einwohner von Oberreichenbach, im nördlichen Schwarzwald gelegen, müssen sich mit einem relativ spärlich ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zufrieden geben. Ohne PKW sind Einkäufe, Behörden- oder Arztbesuche, für die man oft Nachbargemeinden aufsuchen muss, nur schwer zu schaffen. Viele Familien sind deswegen auf ein Zweitfahrzeug angewiesen. Um diesem Problem zu begegnen und auch beispielsweise älteren Personen, die nicht mehr Auto fahren können, zu helfen, setzt der mit dem zweiten Preis dorierte Arbeitskreis ein Elektro-Bürgerauto ein, das von rund 20 Ehrenamtlichen gefahren wird. Das Fahrzeug kann auch Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl mitführen. Die Aktion wird von der Gemeinde, Dienstleistern, Handwerk und Gewerbe unterstützt. Die Nachfrage ist groß, seit dem 24. April 2012 ist das Fahrzeug von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr unterwegs, die Fahrgäste zahlen oft mehr als die geforderte Betriebskostenpauschale. Der Arbeitskreis sieht seine Aktion als beispielgebend an und möchte dazu beitragen, dass die klimaschonende Elektromobilität im ganzen Nordschwarzwald ausgebaut wird. Im ländlichen Raum mit großen Höhenunterschieden und relativ weiten Wegen zu den Infrastruktureinrichtungen und sehen die Oberreichenbacher Aktivisten gerade auch für die ältere Bevölkerung einen größeren Mobilitätsbedarf als in Städten, in denen es meist mehr ÖPNV-Angebote gibt.
3. Anerkennungspreis: Bio-AG des Christophorus-Gymnasiums Altensteig
Eher einem Park als einem traditionellen Schulhof ähnelt das Gelände um das Christophorus-Gymnasium, das am westlichen Rand Altensteigs liegt. Dort finden sich Graslandschaften, Wäldchen, Teiche, Kalkschotter- und Sandgebiete. Die Biotope bieten Pflanzen und Kleintieren ein Zuhause – und natürlich auch den Schülern, wenn sie im „Grünen Klassenzimmer“ die Natur erforschen oder einfach an Sandmauern und Tümpeln Pause machen. Auch Besucher können sich im „Naturerlebnis Schulgelände“ wohl fühlen, das von engagierten Schülern und Lehrern jahrzehntelang naturnah und liebevoll gestaltet wurde. Die Mitglieder der Bio-AG halten Vorträge, führen über das Gelände und setzen sich auch öffentlich dafür ein, die Vielfalt der Natur, die Biodiversität, zu erhalten.
4. Anerkennungspreis: Arbeitskreis „Nahversorgung und Mobilität“ in Oberreichenbach (Kreis Calw)
Kinder den Wald als liebens- und schützenwerten Teil der Natur erleben zu lassen, ist das Ziel des Projekts „Waldwichtelhaus“ der Gemeinde Neulingen. Dazu wurde eine ehemalige Jagdhütte umgebaut und seit Herbst 2009 den örtlichen Kindergärten zur Verfügung gestellt. Jede der zwölf Kindergruppen verbringt mehrmals im Jahr eine Woche im Waldwichtelhaus und wird dabei von einer pädagogischen Fachkraft unterstützt. Die Kinder können so den Wald in seiner Vielfalt in allen vier Jahreszeiten erleben und einen sinnlich Zugang zu diesem Ökosystem bekommen. Das Waldprojekt bietet den Kindern ideale Möglichkeiten, eine positive Haltung zu Natur und Umwelt zu entwickeln.