Umweltpreis der Sparkasse Pforzheim Calw 2019

Die Umweltstiftung der Sparkasse Pforzheim Calw verleiht am 22. Mai in Calw die Auszeichnungen für 2019. Die mit insgesamt 11000 Euro dotierten Preise gehen an:

  • einen Medizintechniker, dessen Methode die Muttermilch von gefährlichen Keimen befreit, ohne wertvolle Inhaltsstoffe zu zerstören
  • an Schulteams, die sich intensiv mit technischen, gesellschaftlich und entwicklungspolitisch relevanten Projekten befassen
  • an eine Kita, die Kleinkinder für FairTrade begeistert
Die ausgezeichneten Projekte

1. Preis: Klaus Lauf, Medizintechniker aus Tübingen

Den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Klaus Lauf, Medizintechniker aus Tübingen. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Tübingen (Abteilung Neonatologie) hat der Feinmechanikermeister ein Gerät („Virex“) entwickelt, das Herpes-Viren schnell und sicher abtötet, ohne die wertvollen Inhaltsstoffe der Muttermilch zu zerstören. Das ist besonders für Frühgeborene wichtig, die vor der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und weniger als 1000 Gramm wiegen. Sie verfügen noch über keine wirkungsvolle Abwehr gegen den humanen Cytomegalievirus (HCMV), der schwerwiegende Infektionen hervorrufen kann. Dies kann später zu Wachstumsverzögerungen, Hör- oder Sehschäden, geistiger Behinderung oder gar zu Todesfällen führen. 

Die meisten Menschen tragen den HCM-Virus in sich. Die Infektion bleibt fast immer unbemerkt, da sie vom gesunden Immunsystem wirkungsvoll bekämpft wird. Beim Stillen geht der Virus jedoch in hoher Konzentration in die Muttermilch über. Durch Pasteurisierung kann er zwar außer Gefecht gesetzt werden, doch gehen dabei die wertvollen Inhaltstoffe der Muttermilch wie Proteine und Enzyme verloren. Dagegen lässt sich mit dem von Klaus Lauf entwickelten Gerät der Erreger in Sekundenschnelle inaktivieren, ohne die für eine gesunde Entwicklung der Frühgeborenen elementaren Nährstoffe zu vernichten.

Die Muttermilch wird hierzu in einem rotierenden Rundkolben für fünf Sekunden auf 62 Grad erwärmt und anschließend rasch abgekühlt. Der vollautomatische Inaktivierungsprozess dauert etwa 60 bis 90 Sekunden, je nach gewählter Milchmenge, die 15 bis 95 ml umfassen kann. Die kompakte Bauweise und die einfache computergestützte Bedienung erleichtert es, das Gerät in  Intensivstationen oder Milchküchen einzusetzen. Diverse klinische Studien haben mittlerweile die Wirksamkeit und die sichere Anwendung erwiesen. An der  Ausweitung des Verfahrens wird gearbeitet, um weitere gefährliche Erreger, etwa den HI-Virus, inaktivieren zu können.

2. Preis: ForscheHilda AG des Hilda Gymnasiums Pforzheim

Der zweite, ebenfalls mit 5000 Euro dotierte Umweltpreis geht an die ForscheHilda AG des Hilda Gymnasiums Pforzheim. Diese Arbeitsgemeinschaft beschäftigt sich – betreut von engagierten Lehrern – mit Themen aus den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, den Naturwissenschaften und Technik). Dabei spielen auch gesellschaftliche und entwicklungspolitische Aspekte eine wichtige Rolle. Insbesondere sollen auch Schülerinnen für die MINT-Themen gewonnen werden. Für die jetzige Auszeichnung waren drei Projekte maßgeblich.

Zum einen wurde ein elektrisch angetriebener Rollator entwickelt, der schwieriges Gelände wie holpriges Pflaster, Steigungen oder Gefälle problemlos und ohne zu große Kraftanstrengung befahrbar macht. Dabei sollen die Nutzer soweit körperlich gefordert werden, dass der altersbedingte Muskelabbau verlangsamt wird und somit die Mobilität möglichst lange erhalten bleibt. Verschiedene Konzepte mit Sensoren und Joysticks an den Griffen wurden theoretisch entwickelt und experimentell überprüft. Nach aufwändigen Versuchen stellte sich die Variante mit Drucksensoren in und an den Griffen als günstig für intuitive Bedienung heraus. Die Sensoren erkennen, ob sich der Nutzer auf die Griffe stützt, schalten den Motor automatisch aus und ein und stoppen den Rollator bei einem Sturz. Ergänzend erkennt ein Beschleunigungssensor Gefälle oder Steigungen und gibt entsprechende Unterstützung.

Bei zwei weiteren Projekten stand der entwicklungspolitische Aspekt im Vordergrund, motiviert auch durch die Partnerschaft des Hilda Gymnasiums mit der Ndwika Girls Secondary School in Tansania. Aus Kostengründen können in Entwicklungsländern medizinische Instrumente oft nicht ausreichend mit Desinfektionsmitteln sterilisiert, sondern müssen mit Wasser gereinigt werden, das allerdings keimfrei sein sollte. Bereits für den Wettbewerb „Jugend forscht“ hatte die ForscheHilda AG einen Dekontaminator entwickelt, der Regenwasser weitgehend keimfrei macht. Die Anlage wurde nun zur Sterilisation medizinischer Instrumente erweitert. Nach der Reinigung mit Wasser verbleibende krankheitserregende Keime wie Bakterien, Viren, Hefepilze oder Schimmel können durch UV-Bestrahlung deaktiviert werden. Chemikalien werden dafür nicht benötigt, die Umwelt wird geschont.

Die UV-Strahlung wird mit einer Quecksilberniederdrucklampe erzeugt, betrieben von einer Photovoltaik-Anlage und somit unabhängig vom unzuverlässigen Stromnetz. Weitere Aspekte waren einfache Bedienung, robuste Konstruktion sowie möglicher Ersatz fehlerhafter oder kaputter Teile mit in der Region vorhandenen Materialien.

Sonnenenergie ist auch bei dem ForscheHilda-Verfahren zur Trocknung von Früchten im Spiel – ein Projekt, das ebenfalls durch die Partnerschaft mit Tansania motiviert wurde. Bei dem Früchtetrockner wird die elektrische Energie für Lüfter oder Regelung mit Sensorik für Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit Photovoltaik erzeugt. Ein Akku speichert die überschüssig produzierte Energie, um bei geringer Sonneneinstrahlung den Betrieb sichern zu können. In zahlreichen Versuchen wurde die Wirtschaftlichkeit der Anlage überprüft.

3. Anerkennungspreis: Städtische Kita Lemberg in Nagold

Einen Anerkennungspreis in Höhe von 1000 Euro erhält die Städtische Kita Lemberg in Nagold für ihre Aktivitäten, Kinder für globale Umweltaspekte zu sensibilisieren. „Wir erarbeiten Projekte für nachhaltige, kindgerechte Umweltbildung“, sagt KiTa-Leiterin Dajana Kürble. Diesem Ziel dienten zahlreiche Projekte zum Thema Nachhaltigkeit.

Beim „Bienenprojekt“ beispielsweise informierte ein Imker über die fleißigen, jedoch gefährdeten Insekten, auf der Bienenwiese verstreuten die Kinder selbst zusammengestellte Samenbomben und zogen in der Kita Kerzen aus flüssigem Wachs.

Besonders wichtig war das Projekt „Gemeinsam Fair – Unsere Kinder sind die Weltverbesserer von morgen“, bei dem die Kleinen mit den Prinzipien von  „FairTrade“ vertraut gemacht wurden. Beispielhaft ging es um den Lebensweg eines T-Shirts. Die Reise führte vom Baumwollpflücken in Asien über die Verarbeitung zu Garn in der Türkei und zu Stoff in Taiwan. Dann wurde das Färben in China, das Nähen in Bangladesch und schließlich die Verschiffung nach Deutschland unter die Lupe genommen. Umweltschutz, Kinderarbeit, Arbeitssicherheit, medizinische Versorgung, gerechte Löhne oder Gleichberechtigung waren beispielhafte Aspekte, die altersgerecht angesprochen wurden.

Der Spaß durfte dabei aber nicht zu kurz kommen. Die Kinder bemalten ihr fair gehandeltes T-Shirt mit dem bunten Vogel „BeTuk“, im Kita-Cafe wurden Kaffee, Säfte und Kuchen serviert, alles FairTrade gekauft, ebenso wie die Schoko-Osterhasen und Nikoläuse. Ein Höhepunkt war der Ausflug zur FairTrade-Messe in Stuttgart, bei dem das Projekt vorgestellt wurde, was zu reger Nachfrage anderer Kitas führte. Die Kinder-Gruppe sang auch das von der Nagolder Erzieherin Duska Ceran getextete Lied „Gemeinsam Fair“, das mittlerweile vom Elternbeirat auf CD gebrannt wurde. Im April 2018 wurde die Lemberger Kita vom Entwicklungspädagogischen Informationszentrum (EPIZ) in Reutlingen als „FaireKITA“ ausgezeichnet – als damals erst dritte Kita in Baden-Württemberg. Aktuell läuft in der Lemberg Kita das Projekt „Saubere Landschaft“. Bei Ausflügen sammeln die Kinder in der Natur herumliegende Abfälle und sortieren sie in der Kita. So werden die Kleinen mit Mülltrennung vertraut und die Eltern machen mit.

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